Redaktionsbüro Lohberg

TierPark

TIERPARK64 Seiten
297x209 mm
Auflage 10000
Erschien monatlich

 

Hohe Schule unter Wasser

Seepferdchen gehören zu den reizvollsten und liebenswürdigsten Geschöpfen unserer Meere. Ihre Bewegungen - besonders bei den Hochzeitsvorbereitungen - sind tänzerisch graziös.

Weil man sie liebt, hat man sie an manchen Küsten fast ausgerottet. Taucher an den Küsten des Mittelmeers haben ihn schon in der freien Natur beobachtet, andere kennen ihn vom Aquarium: den Liebestanz der Seepferdchen - eine der heitersten, graziösesten Arten der Brautwerbung.

Da der Mensch die Pferde liebt, liebt er auch die Seepferdchen - obwohl beide, außer der frappierenden Ähnlichkeit der Kopfpartie, durchaus nichts miteinander zu tun haben. Seepferdchen sind Fische, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so aussehen. Sie haben eine Schwimmblase, haben Brust- und Rückenflossen, mit denen sie sich im Wasser fortbewegen (wobei die Brustflosse allerdings wie ein Backenbart angesetzt ist).Aber die Schwanzflosse fehlt, und der Schwanz ist umgestaltet zu einem Greifwerkzeug, mit dem sich die Seepferdchen - ähnlich wie Affen - an Wasserpflanzen festhalten können.

Die Weibchen legen Eier, die allerdings vom Mann ausgebrütet werden. Er hat dazu an der Unterseite des Schwanzes eine Bruttasche, aus der er die Kinder - durch Auspressen - erst entläßt, wenn sie bereits fertige kleine Seepferdchen sind. Er "gebiert" auf diese Weise oft mehrere hundert Nachkommen, die sofort zur Wasseroberfläche aufsteigen, um den Oberteil ihres Köpfchens in die Luft zu strecken. Nicht, um zu atmen, wie man früher glaubte, sondern um ihre Schwimmblase zu füllen, die es ihnen erlaubt, ohne Anstrengung im Wasser zu schweben. Aber eigentlich wollten wir ja zuerst von der Hochzeit sprechen.

Vor der Laichzeit beginnt die Balz. Dabei schwimmen die Seepferdchen - Männlein und Weiblein -, sichtlich animiert, in lockeren Gruppen. Sie drängen sich zusammen, lösen sich wieder voneinander. Hin und wieder umgreift sich ein Pärchen mit den Schwanzenden - zunächst ist es die reine, unverbindliche Tändelei. Dann aber zeigen die Männchen, daß sie es ernst meinen. Sie pressen den Kopf an die Brust wie ein Hengst, der hinterm Zügel geht, und "pumpen" mit dem Schwanz ihre Bruttasche auf. Anschließend beginnen sie heftig mit dem Körper zu wackeln und mit dem Schwanz zu zucken. Darauf folgt ein Ringelreihen, der tagelang dauern kann, eine Hohe Schule unter Wasser. Die Zoologen sprechen, ein wenig nüchterner, vom "Karussell-Schwimmen".

Während dieses Reigens finden die Pärchen zueinander - und nun löst sich die Gruppe in Zweiergespanne auf. Er und sie tanzen Gavotte, neigen sich nach rechts und links, schwimmen ein Stückchen nebeneinander, neigen sich wieder, schlingen die Schwänze ineinander und drehen sich im Kreis. Der Höhepunkt des Tanzes ist erreicht, wenn ein Paar in beständigen Drehungen so weit zur Wasseroberfläche aufgestiegen ist, daß ihre Krönchen aus dem Wasser ragen. Das bedeutet aber nicht, daß der Tanz für die beiden zu Ende ist: Er wird erneut begonnen, bis sie wieder an der Wasseroberfläche angelangt sind.

Autor: Rolf Lohberg

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