Redaktionsbüro Lohberg

Was denkt sich ein Elektronengehirn?

Elektronengehirn204 Seiten
150x120 mm
Übersetzt in etliche Sprachen, darunter auch Ungarisch, Japanisch und Hindi

 

Von Füchsen, Schildkröten und anderen elektronischen Tieren

Alle starrten auf den Mann mit der Brille. Aber der tat durchaus nichts Sensationelles. Er tippte auf einer Schreibmaschine: »Cerva in silvam ambulat.«

Aus der Schreibmaschine quoll ein gelochtes Papierband, zog sich durch einen graulackierten Kasten. In metallenen Schränken knackte und raunte es. Und plötzlich begann eine zweite Schreibmaschine von selbst mit ihren Typenhebeln zu klappern. »Cerva in silvam ambulat« schrieb sie nieder. Und darunter: »Die Hirschkuh spaziert in den Wald.«

Die Männer standen da und schauten mit jener kindlichen Ergriffenheit, die alle Wissenschaftler (außer Psychologen) packt, wenn sie am Baum der Wissenschaft eine neue Frucht entdecken. »Das Ding übersetzt tatsächlich!« sagte einer.

Und das Ding übersetzte weiter lateinische Texte ins Deutsche. »Avia cum puellis silvam intrat et puellis herbas monstrat« - »Die Großmutter betritt mit den Mädchen den Wald und sie zeigt den Mädchen die Gräser.« Sätze wie aus einem alten lateinischen Lehrbuch. Kein Wunder, das Ding hatte sein Latein ja auch aus dem Lehrbuch. »Es kann so viel wie ein Oberschüler, der vier Wochen lang gebüffelt hat«, sagte der Mann mit der Brille. Das Ding steht im Mathematischen Institut der Universität Saarbrücken, heißt »Z 22« und ist eines jener faszinierenden Geräte, die der Volksmund »Elektronengehirne« nennt. Der Fachmann, der dem Volk ja nicht aufs Maul schauen darf, wenn er seriös bleiben will, sagt »Programmgesteuerte elektronische Rechenanlagen« dazu. Und wir, die Autoren dieses Buches, sind bös in der Klemme. Wie sollen wir sagen? Sprechen wir auf den folgenden 200 Seiten von »programmgesteuerten elektronischen...« und so weiter, so werden Sie, liebe Leser, nicht ganz zu Unrecht fragen, warum alle Welt landauf und landab von »Elektronengehirnen« spricht - bloß wir nicht. Sprechen wir aber von »Elektronengehirnen«, so werden alle Wissenschaftler über uns herfallen und hohnlachend auf unser Vorwort hinweisen, wo wir selbst erklären, daß es keine Elektronengehirne gäbe.

Was tun? Wir werden mal den einen, mal den anderen Begriff verwenden. So können wir wenigstens ganz sicher sein, von beiden Seiten kritisiert zu werden.

Und jetzt möchten wir Sie wieder zu dem Saarbrücker programmgesteuerten Elektronengehirn zurückführen, um Ihnen zu erklären, daß diese Maschine nicht nur über die Hirschkuh und die Großmutter Bescheid weiß, sondern zum Beispiel auch über das »Nim«-Spiel. Das ist leicht zu lernen; Sie können es auch zu Hause oder, noch besser, im Büro spielen. Man spielt es zu zweit.

Der erste schreibt beliebige Zahlen nebeneinander. Zum Beispiel 9-5-7. Abwechselnd darf nun jeder der beiden Spielpartner von einer der drei Ziffern eine beliebige Zahl zwischen 1 und 9 abziehen. Wem es gelingt, auf die Zahlenkombination 0-0-1 zu kommen, der hat gewonnen.

Autor: Rolf Lohberg

Elektronengehirn

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